Richtfest orientiert sich an überlieferten Traditionen
Nichts blieb dem Zufall überlassen: Auf dem höchsten Punkt des Neubaus stand der bunt geschmückte Richtbaum. Am Kranarm schwebte und überragte eine Richtkrone die Szenerie. Von diesen beiden Glückssymbolen flankiert machte sich Michael Maisel, Polier der Rohbaufirma Trautmann, auf den Weg zum höchsten Punkt des neuen Sparkassen-Gebäudes Ecke Hirschstraße / Kaiserstraße. „Mit Gunst und Verlaub“ überbrachte der Vorarbeiter die Glück- und Segenswünsche für den Bauherrn, die Mitarbeiter und die Kunden: „Die Arbeit gehe niemals aus, viel Geld sei immer in dem Haus“, so der Polier, der mit Schwung das Weinglas auf dem Boden zerschmetterte. Glasscherben versprechen einen glücklichen Bauabschluss.
Sparkassendirektor Michael Huber freute sich insgeheim über die Entscheidung, den Neubau mit einem Flachdach zu schließen. „Das erspart mir, den letzten Nagel am Dachgebälk einzuschlagen“, sprach er über einen weiteren überlieferten Brauch.
Diplom-Ingenieur Martin Dürr ging der Richtfest-Tradition auf den Grund. Die überlieferten Regeln stammen aus einer Zeit, als der Bauherr das Holz für Wohnhaus und Stallungen im Wald selbst roden musste und für das Aufrichten des Gebälks die Hilfe der Nachbarn benötigte. Gemeinsam wurde das Dachgerüst aufgerichtet, ein grüner Zweig als Symbol des Gedeihens angebracht und Gottes Segen für die Zukunft erbeten. Danach wurde geschmaust, gesungen und getanzt. Ganz so ausgelassen ging es bei der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen freilich nicht zu. Aber das Sparkassen-Blasorchester, das den Festakt umrahmte, war weithin hörbar.
Früher benötigten die Handwerker keinen Architekten, erinnerte der Planer. Sie wussten, wie gebaut wird. Allerdings kannten sie auch keine behördlichen Auflagen und gesetzlichen Bestimmungen. „Ohne Architekt wäre ein Bauvorhaben heute undenkbar. Er ist auch zuständig für die Gestaltung und die Atmosphäre des Gebäudes. Gerade an diesen beiden Punkten werde jeder Neubau später gemessen“, gab der Bauleiter zu bedenken.
Am Ende der Rohbauarbeiten folgen jetzt Installationen und Trockenbau. Bis Mitte 2015 soll der mit 21 Mio. Euro veranschlagte dritte Bauabschnitt des Sparkassenareals vollendet sein. Die Bauarbeiten sind dem Zeitplan voraus und der Kostenrahmen wurde eingehalten, freute sich Vorstandsvorsitzender Michael Huber.
Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup zitierte Johann Wolfgang von Goethe. Drei Dinge seien an einem Gebäude zu beachten: Dass es am rechten Fleck stehe, dass es wohl gegründet sei und dass es vollkommen ausgeführt ist. Die beiden letzten Punkte seien augenscheinlich erfüllt. Davon konnten sich die Gäste beim Richtfest selbst überzeugen. Außerdem könne der Bauherr getrost dem Architekten, dem Bauleiter und den Handwerkern vertrauen. Sie hätten ihr Können bewiesen.
Mit dem rechten Fleck erinnerte er an Tradition und Fortschritt, die gerade am Europaplatz so harmonisch ineinander fließen. Zwischen Kaiserlicher Post und der künftigen U-Strab wird das Leben bald oberirdisch und unterirdisch pulsieren. Bereits etabliert und rege genutzt werde das Dienstleistungs- und Handelszentrum, das sich in der westlichen Kaiserstraße etabliert habe. Auch die Sparkasse Karlsruhe Ettlingen habe ihren Beitrag dazu geleistet. Neben den bereits bestehenden Flächen werden auf dem Neubauareal weitere Läden für mittelständische Unternehmer geschaffen. „Hier wird das Einkaufserlebnis optimiert“, so das Stadtoberhaupt.
Tatsächlich entstehen 7.170 Quadratmeter neue Laden- und Büroflächen. „Nicht nur für die Sparkasse. Denn ein wesentlicher Teil des Gebäudes wird künftig vermietet werden“, informierte Sparkassenchef Huber über den Gebäudekomplex, der mit einem Eckturm schon jetzt ein neues architektonisches Highlight in der westlichen Kaiserstraße bietet.
Foto: Die Hauptakteure der Feierstunde: (v.l.) Sparkassendirektor Michael Huber, Polier Michael Maisel, Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, und Architekt Martin Dürr