„Seitenwechsel bereichert“
„Man kann vieles aus Büchern lernen. Soziale Kompetenz gewinnt man aber nur durch persönliche Erfahrung“, so Klaus Minet, Leiter der Personalabteilung der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen. 15 Auszubildende wissen inzwischen sehr genau, wovon er spricht. Sie hatten ihre Arbeitsplätze gegen ein Praktikum in Kindertagesstätten, Seniorenzentren und Behinderteneinrichtungen getauscht. Bei der Abschlussveranstaltung sprachen die Seitenwechsler voller Hochachtung von der Arbeit der Menschen in sozialen Berufen, die sie eine Woche lang begleiten durften.
Eigentlich waren die Anforderungen ähnlich, bemerkten die Praktikanten, als sie über ihre Erlebnisse berichteten: Sie mussten Geduld und Verständnis aufbringen, Berührungsängste abbauen, Verantwortung übernehmen und den Tagesablauf strikt einhalten. Gewohnte Abläufe sind wichtig – das gilt für Kleinkinder ebenso wie für behinderte Menschen, in ganz besonderem Maße aber für Senioren oder an Demenz Erkrankte, erkannten die Auszubildenden sehr schnell.
Besonders Kinder verlangen nach einem abwechslungsreichen Programm. Langeweile darf nie aufkommen. Das bekamen die Neulinge zu spüren. „Als Praktikant war ich interessanter als die Erzieherinnen, die sie bereits kennen“, also wurde der Jungbanker permanent unter Beschlag genommen. „Es gab keine Pause und der Lärmpegel war enorm“, erinnerte sich eine Seitenwechslerin. Dafür hat sie erlebt, wie Kleinkinder laufen lernen, wie Kinder ungezwungen in Theaterrollen schlüpfen und Geburtstage in der Bären-Gruppe gefeiert werden. „Jetzt bin ich ein perfekter Babysitter“, freute sich ein Auszubildender. Mit den Erziehern tauschen, die Banklehre abbrechen und umschulen, das wollten sie alle nicht.
Gute Laune verbreiten, so lautet ein Erfolgsgeheimnis im Umgang mit Senioren. Stationshund Max hatte diese Lektion bereits gelernt. Jetzt waren die Praktikanten gefordert, Geduld und Verständnis in allen Lebenslagen aufzubringen. „Die Senioren wissen viel und sind dankbar, wenn man sich dafür interessiert“, war eine Erfahrung, die sie alle sammeln konnten. Das Verständnis ist gewachsen und der Blick wurde geschärft für Probleme, die Alter und Krankheiten mit sich bringen.
„Vorurteile abbauen“, das war eine wertvolle Erfahrung für die Praktikanten, die in Behinderteneinrichtungen hospitierten. Die gemischten Gefühle, mit denen sie zu Beginn des Praktikums in die Einrichtungen gingen, wandelten sich sehr schnell in Respekt. Überrascht waren sie vom familiären Umgang der Behinderten untereinander und von der Fingerfertigkeit, die sie in den Arbeits- und Beschäftigungsprojekten an den Tag legten. „Jeder hat es verdient, gleich aufmerksam behandelt zu werden“, so lautete das Fazit der Auszubildenden.
Lassen Sie uns diese Erfolgsstory weiterschreiben, bat Clarissa Simon, Prokuristin der AWO Karlsruhe gemeinnützige GmbH, die Verantwortlichen der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen. Dem steht nichts im Wege, signalisierten die Mitarbeiter der Sparkasse. Fazit der Auszubildenden: „Wir fanden den Seitenwechsel bereichernd“.
Praktikanten zu betreuen kostet zusätzlich Kraft. Deshalb gab es von der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen als „Entschädigung“ eine Spende in Höhe von 1.500 Euro für die AWO und ihre Einrichtungen.