Ein differenziertes Bild

Ein differenziertes Bild

Es mag verwunderlich erscheinen, aber die Weltwirtschaft wächst weiterhin robust mit rund 3 Prozent. Auch die Aktienmärkte zeigten sich zuletzt in vielen Teilen der Welt freundlich. Dabei sieht man beim Blick auf Deutschland eher die Schattenseiten: Die Konjunktur ist leblos, und die Arbeitslosenzahl ist inzwischen auf rund drei Millionen Personen gestiegen. Die Hoffnungen auf strukturelle Reformen zur Verbesserung der hiesigen Standortbedingungen schwinden. Dass die Aktienmärkte so gelassen sind, liegt vor allem daran, dass die von den USA verhängten Zölle für die meisten Unternehmen noch verkraftbar erscheinen, solange es nicht zu einem ausgewachsenen globalen Handelskrieg kommt. Zugleich bleibt die Region Asien trotz der anhaltenden ökonomischen Probleme Chinas der kräftige Motor der Weltwirtschaft. Und es gibt noch eine weitere ökonomische Lichtquelle: Wir befinden uns in einer Zeit der technologischen Revolution – mit der Digitalisierung im Allgemeinen und der Künstlichen Intelligenz im Besonderen. Sie liefern den Stoff für die Börsenhoffnungen und für die Erwartung auskömmlicher Produktivitätssteigerungen in den Unternehmen.

Zunehmende Beachtung findet jedoch die gestiegene Staatsverschuldung der Industrieländer. Sowohl in den USA als auch in Europa, und hier besonders in Frankreich, haben die Renditen der Staatsanleihen unlängst nach oben gezuckt – mehr aber auch nicht. Denn ein Vertrauensverlust in die Zahlungsfähigkeit der Staaten ist nicht zu erwarten. Und wer sich Sorgen macht, weil in den USA zum 1. Oktober 2025 eine Haushaltssperre in Kraft getreten ist: ein solcher sogenannter Government Shutdown hat keine nennenswerten konjunkturellen Auswirkungen, und die Zahlungsfähigkeit des US-Staates ist nicht gefährdet, nur weil der Staatshaushalt für das neue Haushaltsjahr nicht rechtzeitig verabschiedet wurde. Etwas höhere Renditen als Forderung der Kapitalmarktteilnehmer bei der Finanzierung der Industrieländer hatten wir in den letzten Monaten bereits in unsere Prognosen eingearbeitet. Da es in den Bilanzen von Unternehmen und privaten Haushalte keine entsprechenden finanziellen Ungleichgewichte gibt und alternde Gesellschaften weiter Staatsanleihen kaufen, steht unseren konstruktiven Kapitalmarktperspektiven auch mit Blick auf die Staatsverschuldung nichts im Weg.

Die vollständigen volkswirtschaftlichen Prognosen der @DekaBank-Volkswirte gibt es hier: http://s.de/2ln5